Digitalisierung gilt heutzutage als ein zentrales Instrument die Forschung. Die Nutzung von Quellen wird durch Digitalisierungsmaßnahmen dabei erheblich erleichtert – bei gleichzeitiger Schonung der kostbaren, bisweilen fragilen Originale.

Das ist auch der Fokus, wie ihn die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Bonn für die Branche formuliert: „Es gibt heute einen breiten Stand abgesicherter Kenntnisse zur Durchführung von Digitalisierungsprojekten, die freilich nicht mechanisch angewendet werden können: Was für die Digitalisierung von Handschriften des Mittelalters unverzichtbare konservatorische Sorgfalt ist, kann für die Bearbeitung von Massenverwaltungsschriftgut des späten 19. Jahrhunderts unnötig zeitraubend und überteuert sein. Unsere Empfehlungen gehen von der Vorstellung aus, dass die Digitalisierung für eine wissenschaftliche Informationseinrichtung des 21. Jahrhunderts eine normale Dienstleistung und kein ‚Elite-Merkmal’ darstellt.“

Digitalisierungsprojekte müssen also immer im Kontext der Bestanderhaltung gesehen werden. Daher gilt es für Archive (Auftraggeber) und Dienstleister einen Mittelweg zu finden, der:

  • Gute Ergebnisse und
  • die maximale Schonung des Archivgutes verspricht.

In den meisten Fällen spiegelt sich dieser Kompromiss in der Ausgestaltung des Workflows wider – und zeigt sich in der Auswahl der eingesetzten Scanner, des Fachpersonals und letztendlich auch der Hilfsmittel.

Erst prüfen – dann digitalisieren

Der eigentlichen Arbeit geht in jedem Fall eine ausführliche konservatorische Prüfung des Ausgangsmaterial voraus, um so verschiedene Kriterien zu hinterfragen und daraus feste Vorgaben zu definieren. Da spielen sowohl der Zustand der jeweiligen Archivalie – der Vorlage – eine Rolle, wie auch technische Probleme, die die Digitalisierung erschweren könnten. Dazu zählen unter anderem eine zu enge Bindung eines Buches, extreme Formate oder die nicht vorhandene Planlage der Vorlage. Bei der Planlage handelt es sich um so genannte „innere Verspannungen“ des Papiers. Dabei kann es sein, dass sich einzelne Seiten zum Bespiel rollen oder wölben.

Doch während ein zu eng gebundenes Buch fast zwangsläufig Informationsverlust bedeutet, kann bei mangelnder Planlage durchaus nachgeholfen werden. Je besser die Vorlage liegt, je besser kann fokussiert und abgebildet werden.

Doch während für das Scannen von Dia- und Negativfilmen aller Formate eine breite Palette von Haltern, Hilfsmitteln und sogar so genannte „Wet Mounting Kits“verfügbar sind (dabei geht es um das Fixieren von Negativen oder Dias mit Hilfe einer Flüssigkeit –  unter konservatorischen Gesichtspunkten aber höchst diskutabel), existieren im Bereich der Digitalisierung von Kulturgütern nur wenige.

Professionelle Digitalisierung in Hannover: Münchner Finger als Hilfsmittel

Hilfsmittel für Objekte und Einzelstücke

Bei der Digitalisierung von Archivalien unterscheidet man grob zwischen Einzelstücken wie Plänen, Urkunden, Plakaten und Bildern und formierten Objekten (also mehrere physisch miteinander verbundene Einheiten wie Bücher, Akten, Alben).

Je nach Ausprägung stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung:

  • Formierte Objekte:
    An erster Stelle steht oft die Glasplatte – von vielen Dienstleistern geliebt (weil schnell und unkompliziert), von Konservatoren und Restauratoren jedoch gefürchtet (weil gefährlich für die Archivalien).
    Dazu gibt es für Bücher noch den Münchner Finger (oder auch Plexiglasfinger), mit dem eine Fixierung von Seiten durch Niederdrücken möglich wird. Auch wenn er natürlich „dezent“ ist, ist er jedoch auf jedem Scan sichtbar.
  • Einzelstücke:
    Für Pläne gibt es die Ansaugplatte. Dabei handelt es sich um eine großformatige Platte, die Unterdruck erzeugt und damit welliges Papier ansaugt.
    Für Urkunden werden meist leistungsstarke und kleine Magneten benutzt, mit denen man eine wellige Vorlage in allen vier Ecken fixiert.