Immer mehr Archive, mit unendlichen Mengen von Digitalisaten von 2-D bis 3-D, werden zunehmend kostenfrei zur Verfügung gestellt und damit nicht nur einem Fachpublikum sondern einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die entscheidende Frage dabei ist, wie gut und einfach sind diese zu benutzen? Wissenschaftler begnügen sich oft mit nicht besonders aufwändig aufgemachten Benutzeroberflächen, während andere Menschen aber den Umgang mit solchen Archiven gar nicht gewohnt sind. Es geht hierbei um die sogenannte Usability, darum wie etwas am besten zugänglich und nutzbar aufbereitet wird.

Online-Recherche in digitalen Archiven muss tatsächlich einer Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten genügen. Mit den Möglichkeiten wachsen eben auch die Herausforderungen an das Machbare. Es gibt einen klar erkennbaren Wandel von der elitären kleinen Benutzergruppe von Archivgut von einst, hin zum heutigen heterogenen und anspruchsvollen Archivpublikum. Die meisten Institutionen (staatlich/öffentlich wie privat) bemühen sich heutzutage darum ihre digitalen Sammlungen so weit wie möglich zu verbreiten, indem sie Online-Ausstellungen und -Archive erstellen, die es Benutzern aus der ganzen Welt ermöglichen, diese bisher unzugänglichen Objekte zu erforschen, zu studieren oder eben auch „nur“ zu bewundern.

Von vorrangiger Bedeutung ist dabei die Landing-Page der Sammlungen – der Ort an dem Suchende zuallerst auf das digitale Archiv treffen. Da stellt sich sehr schnell die bereits angedeutete Frage, sollen die Landing-Pages ein Online-Surrogat für das Museums- oder Bibliothekserlebnis sein? Richten sie sich an interessierte, aber gelegentliche Benutzer, oder sind sie speziell für den ernsthaften Forscher konzipiert?

Wie müssen moderne Archive
und deren Benutzeroberflächen gestaltet sein?

Die Landing-Page präsentiert idealerweise eine Sammlung der Digitalisate, die für alle Nutzer attraktiv und einfach zu navigieren ist. Im besten Fall würde es diese Seite den Benutzern ermöglichen, entweder kuratierte Sammlungen in einem digitalen Raum zu durchsuchen (ähnlich der Art und Weise, wie Menschen ein Museum in der physischen Welt genießen könnten) oder eben als Variation Forschern die Suche und Untersuchung eines bestimmten Sammlungsstücks durch robuste Suchfunktionen zu ermöglichen. Letztlich bedeutet dies, dass beim Aufbau und der Präsentation eines digitalen Archivs ein ganz klares Konzept und damit eine umfangreiche Zielgruppenanalyse vorhanden sein muss.

Es gilt generell ein benutzerzentriertes Design (UCD) zur systematischen Verbesserung der Benutzer-Erfahrung für alle Arten von Archiv-Benutzern zu kreieren, das klare Anleihen beim Service-Design, User-Experience-Design und der allgemeinen Benutzerfreundlichkeit macht – so wie es idealerweise eben auch beim Web-Design, und dabei ganz speziell beim E-Commerce (Webshops) zum Einsatz kommt. Das schließt übrigens nicht etwa professionelle Forscher aus, auch denen hilft ein solches Design und den damit verbundenen Strukturen.

Für die Zukunft dürfte die Funktionalität zudem mit Virtual-Reality erweitert werden – was Science-Fiction-Filme seit Jahren zeigen, ist nicht mehr so weit von der Realität entfernt. Eine Nutzung etwa mit 3-D-Brillen ist heutzutage bereits sehr gut denkbar, womit die Archive dann in einer Art Rückführung wieder „anfassbar“ werden.

Foto: Have a nice day