von Thomas M. Ruthemann | Jun 26, 2020
Die Anforderungen an den Neubau von Archiven und Bibliotheken als auch an die Umnutzung bestehender Gebäude oder Räume sind seit einigen Jahren eindeutig in der DIN 67700 festgelegt. Wichtige Eckpunkte, die natürlich auch Digitalisierungs-Unternehmen beachten müssen, denn die zu digitalisierenden Dokumente und Objekte befinden sich ja außerhalb des Prozesses in einem genau definierten Umfeld. Eine Umgebung, die – während die Digitalisate erzeugt werden – nicht oder wenig verändert werden soll, um so ein kontinuierliches, objektschonendes Umfeld zu schaffen.
Die DIN definiert Flächen, Räume und Funktionsbereiche, auch Einrichtung, Möbel und Geräte werden genau beschrieben. Tatsächlich werden ja auch die Anforderungen zumindest an öffentlich zugängliche Bibliotheken und Archive immer größer und spiegeln sich in die Vorgaben wieder.. Ein zweiter Aspekt bei der Öffnung von Magazinen sind die differenzierten Ansprüche von Nutzern an vor Ort vorhandene Arbeitsplätze, speziell infolge des Einsatzes von PCs und Laptops. Und last but not least geht es am Ende auch um den Zugang per Internet, nachdem eben eine vollständige Digitalisierung stattgefunden hat.
Klima und Brandschutz sind weitere große Themen in dem Zusammenhang, beide haben unmittelbare Auswirkungen auf die Bedingungen beim Digitalisierungs-Dienstleister, denn es geht oft um unwiederbringliche historische Dokumente und Gegenstande, die natürlich weder Feuer noch Wasser beschädigen dürfen.
Ein konstantes Klima in den Archiven wie beim Digitalisierungs-Unternehmen ist ein weiterer Punkt, der auch im Zeichen allgemeiner Umweltveränderungen (Stichwort Klima-Veränderung / -Erwärmung) in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch weitaus mehr von Bedeutung sein wird. Für die praktische Planung von Magazinen definiert die DIN 67700 zumindest einige Grenzwerte: Für die Temperatur in Archiven gibt sie eine Obergrenze von 21° C vor. Die relative Luftfeuchte sollte zwischen 30 % und 55 % liegen. Die tägliche Schwankung des Raum-Klimas sollte den Wert von ± 1 K bzw. ± 3 % relativer Feuchte nicht überschreiten.
Weitere technische Vorgaben und Empfehlungen für Lastannahmen, die Sicherung, die Belüftung, die Beleuchtung, die Akustik und den Bodenbelag machen deutlich, dass auch Dienstleister der Digitalisierungs-Branche verstärkt darauf acht geben müssen, ihre Arbeitsplätze und Umfeld anzupassen und DIN-gerecht zu gestalten.
Foto: Mangostar
von Thomas M. Ruthemann | Jun 2, 2020
Eine Grundaussage trifft ganz klar den Kern der Sache, wenn nämlich der DIN e.V. über Normen kurz und knapp schreibt: „Sie steigern Effizienz und Qualität“. Denn egal, ob es die Digitalisierung von Archiven oder anderem Kulturgut geht, um 20“-Container oder IT-Sicherheit, am Ende zählt nur das Ergebnis.
Normen-Konformität ist ein Qualitätsmerkmal und stärkt das Vertrauen der Nutzer wie auch der Vertragspartner, beziehungsweise Auftraggeber. Normung schafft Basis- und Expertenwissen, auf das Anwender sowie Forschung und Entwicklung zugreifen können, gibt einen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern und vergrößert das eigene Wissens-Netzwerk.
Organisationen und Unternehmen werden heutzutage eben nicht mehr ausschließlich nach ihrem wirtschaftlichen Erfolg beurteilt. Qualifizierte Mitarbeiter, Investitionen in Forschung und Entwicklung, Knowhow, Patente, Kundenbeziehungen und eben auch Normung sind ebenso wichtig. Die multinationale oder gar globale Nutzung (speziell natürlich bei digitalen und per Internet zugängliche Archiven und Sammlungen) drückt sich denn auch darin aus, dass viele DIN-Normen mittlerweile zum internationalen Standard werden.
Die schon lang währende gute Arbeit der deutschen Normausschüsse, zeigt sich etwa darin, dass eine Großzahl der DIN zu europäischen Standards geworden sind – und EN und DIN oft sogar fast gleichlautend geworden sind.
Neue Medien – neue Archive
Die Nutzung neuer Medien zwingt zur Umwandlung analoger in digitale Formen; diese stellt freilich erhebliche Anforderungen. Denn dafür müssen Voraussetzungen organisatorischer und technischer Art geschaffen werden. In Abhängigkeit von den jeweiligen Ordnungsstrukturen eines Archivs hat ein solcher Medienwechsel für die unterschiedlichen Archivbestände unterschiedliche Bedingungen an rechtlichen und technischen Vorgaben zur Folge. An einer solchen Stelle werden die Nutzung von DIN und EN sehr schnell offensichtlich. Standards helfen allen Beteiligten und führen, wie erwähnt, zu „Effizienz und Qualität“.
Damit verbinden sich denn auch deutliche Herausforderungen. Als solche sind insbesondere die Bindung erheblicher finanzieller und/oder personeller Mittel, die erforderliche Vorhaltung von Hard- und Software zur Nutzung des digital vorliegenden Sammlungsguts oder der Nutzung externer Dienstleister zu nennen. Dazu kommen auch die geregelte Migration auf neue Datenträger und Speicherformate sowie die Notwendigkeit zur regelmäßigen technischen Aufbereitung der vorhanden Daten.
Standards, die die Digitalisierung vereinfachen
Natürlich ist eine Digitalisierung umso effektiver und zielführender durchzuführen, wenn das Material bereits aus einem Umfeld kommt, das etwa eine gute Lagerung und Sicherung bereit hält. Hier hilft es, wenn zum Beispiel die „DIN 67700 – Magazine in Archiven und mit schützenswerten Medien in Bibliotheken“ eingehalten wurde: Sie legt Standards fest, wie etwa, dass Magazine baulich immer von anderen Funktionsbereichen getrennt werden, Akten und Großformate immer liegend gelagert werden oder das eine Erschließung und technische Bearbeitung von Medien, die eine mögliche Staub- oder mikrobielle Belastung aufweisen, an separaten Arbeitsplätzen erfolgen sollte.
Auch die „DIN EN 15898:2020-02 – Erhaltung des kulturellen Erbes“ ist da zu nennen. Sie legt Begriffe mit ihren Benennungen und Definitionen fest, wie sie von den im Bereich der Konservierung von materiellem Kulturerbe tätigen Unternehmen verwendet werden. Der Zweck dieser Norm ist es, die Verständigung und Zusammenarbeit zwischen denjenigen zu verbessern, die Verantwortung für dieses Kulturerbe tragen.
Die internationale Norm „ISO/TS 19264-1:2017“ beschreibt eine Methode zur Analyse der Qualität von Bildgebungssystemen im Bereich des Kulturerbes. Die beschriebene Methode analysiert die Qualitätsmerkmale mehrerer Bildgebungssysteme anhand eines einzigen Bildes, ausgehend von einem bestimmten Testziel. Diese Spezifikation gibt an, welche Merkmale gemessen werden, wie sie gemessen werden und wie die Ergebnisse der Analyse dargestellt werden müssen. Sie gilt für Scanner und Digitalkameras, die für die Digitalisierung des Kulturerbes verwendet werden.
Picturesafe ist als Unternehmen im Bereich DIN ganz speziell involviert, worauf ein weiterer Artikel genauer eingehen wird.