Können ganze Museen und Kunstschätze durch Digitalisierung gerettet werden?

Können ganze Museen und Kunstschätze durch Digitalisierung gerettet werden?

2003 gab es eines der größten Desaster in der Kunstgeschichte: Nach der Invasion durch die amerikanischen Truppen wurde unter anderem das irakische Nationalmuseum sehenden Auges von Räubern geplündert. Und damit ein Weltkulturerbe in Teilen unwiederbringlich zerstört. An der Stelle darf man dann sicher fragen, ob nicht eine Digitalisierung zumindest viele Dinge gerettet hätte – auch wenn natürlich insgesamt das Original zweifellos unersetzlich bleibt.

Auch in Deutschland hatte wir ja die Situation, dass mit der „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ in Weimar ein Weltkulturerbe zum Teil endgültig zerstört wurde. Geschätzt 30.000 Bücher sind verbrannt und der gerettete Teil musste jahrelang und mit großen Kosten restauriert werden. Das eingestürzte Stadtarchiv in Köln wollen wir hier gar nicht thematisieren. Egal ob 3D wie Bagdad oder Manuskriptseiten wie in Weimar, könnte man von einer Rettung der Bestände sprechen, wenn man solche einmaligen Exponate digitalisiert?

Klar ist, das neben diesem Aspekt der Sicherung von Beständen, vor allem auch Kunst, Literatur, ganze Archive einem breiten Publikum und nicht nur wenigen Forschern zur Verfügung gestellt werden sollen. Daher kommt es darauf an, in jedem Fall ein Problembewusstsein hinsichtlich der Langzeitverfügbarkeit und Langzeitbewahrung digitaler Daten zu schaffen. Was vielleicht gestern noch als gerettet galt, kann heute schon durch eine eher mittelprächtige Planung in seiner Nutzung und Verfügbarkeit obsolet sein.

anna_amalia_bibliothek nach wiederaufbau

Zukunftssicher digitalisieren und archivieren

Wie schnell sich die Technik entwickelt und verändert und wie rasch dadurch Fehlentscheidungen getroffen werden können, zeigt das „The Virtual Museum Of Iraq“, das vom Besucher der Webseite verlangt, nicht nur die aktuelle Adobe Flash herunter zu laden, sondern auch noch ein Quicktime-Plugin für den Browser. Aus Nutzer-Sicht ein No-No, denn es gilt möglichst offene Schnittstellen zu schaffen. Nur die haben die Chance bei der exponentiellen Entwicklung der Netz-Technologie (aber auch bei der Archivierung selbst) möglichst lange Zeit verfügbar zu sein. Und sind damit einigermaßen zukunftssicher.

„Das digitale Museum der Zukunft wird eines sein, wo uns alle Informationen zu unseren Objekten und Gegenständen tatsächlich digital in globalen Datenbanken zur Verfügung gestellt werden, dass ich tatsächlich an meinem Computer sitzen kann und habe ein Objekt in meiner Sammlung und bekomme online Informationen zu anderen Sammlungsstücken in anderen Museen der Welt, die ich dann digital zusammenführen kann, Sekundärliteratur dazu, so dass ich wirklich, an meinem Bildschirm, am Schreibtisch alle Informationen, die es dazu gibt, abrufen kann und was ganz wichtig ist, ich kann mich austauschen mit anderen Menschen in anderen Ländern und das ist grade wichtig im Zusammenhang mit außereuropäischen Sammlungen.“, fasst die Direktorin des Übersee-Museum Bremen, Wiebke Ahrndt, die Anforderungen zusammen.

E geht darum, nutzerorientierte, gemeinsame Standards und fachübergreifende, einheitliche Begriffe zu entwickeln. Dass man Gegenstände (wie im Irak), Texte oder Bilder nicht mehr nur scannt, sondern gleichzeitig dokumentiert, wie und mit welcher Methode man das getan hat, wie hoch beispielsweise die Auflösung eines 3D-Fotos ist, sollte zukünftig selbstverständlich sein.

Fotos:
David Stanley from Nanaimo, Canada [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)]
Rudolf Klein [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)]

 

 

Anforderungen an Arbeitsplätze in der Digitalisierungs-Branche

Anforderungen an Arbeitsplätze in der Digitalisierungs-Branche

Die Autoren des Grundlagenpapiers zur Digitalisierung für Archive und Bibliotheken sind sich einig, dass umfangreiche Anforderungen an den Digitalisierungs-Arbeitsplatz zu stellen sind, damit die erforderlichen Wiedergabequalitäten auch zukunftssicher gestaltet werden können. Im ersten Teil unserer Stellungnahme zum Grundlagenpapier hieß es unmissverständlich „Jeder Bestand ist anders“ – und um damit sicher (und schonend) umzugehen, steht eben der Arbeitsplatz im Mittelpunkt.

Vor dem Aufsetzen von Digitalisierungsprojekten ist es zunächst unerlässlich, die Art und den Erhaltungszustand der zu digitalisierenden Objekte zu erfassen. Ob und inwieweit es gilt, einen Bestand in Gänze zu erfassen oder ob eine abschnittsweise, stichprobenbasierte Erfassung genügt, muss man letztlich auf Grundlage des Vorwissens über den Grundzustand und die Geschichte der Lagerung des Bestands sowie auf Basis bereits vorhandener Schadensangaben zusammen mit den Auftraggebern entscheiden.

Der eigentliche Digitalisierungsvorgang – Inhouse oder beim Dienstleister – mit dem Ziel einer möglichst verlustfreien Text- und Bildwiedergabe und dabei dennoch hohem Durchsatz, ist die Hauptquelle für eine Belastung der Originale bis hin zu ihrer komplexen Schädigung. Der Arbeitsplatz muss daher ergonomisch und sicher gestaltet sein – viele Ablageflächen vorhanden und ergänzende Arbeitsmaterialien schnell zu Hand sein. Geeignete Hilfsmittel wie Buchkeile (Schaumstoffzuschnitte), Gewichte, Magnete, Münchner Finger usw. müssen in ausreichender Auswahl, Menge und Qualität vorhanden sein. Und die Scan-Fachkräfte in ihre fachgerechte Verwendung, einschließlich aller Fallstricke, eingewiesen werden.

Bei großformatigen Objekten (Plänen, Urkunden oder Karten) ist es aus konservatorischen Gründen unter Umständen nötig, dass zwei Digitalisierungskräfte (etwa ein Team aus Digitalisierungskraft und Restaurator) am Scanner arbeiten müssen. Damit vergrößert sich der Platz- und Personalbedarf nochmal deutlich.

Darüber hinaus sollten für einen perfekten Arbeitsplatz Tücher und Staubsauger mit Hepafiltern eine effektive Staubreduktion gewährleisten – zudem ist für angemessene klimatische Bedingungen sowie eine ausreichende Raumbelüftung, nach Möglichkeit mit relativ hohem Frischluftanteil, zu sorgen.

 

Richtig gestaltete Arbeitsplätze sind nicht trivial

Alle bis hier genannten Anforderungen, zeigen, dass es um einen komplexen Arbeitsablauf mit vielen durchaus elementaren Bedingungen geht. Digitalisierungs-Experte Simon Schwinge zieht daraus einen eindeutigen Schluss: „Genau diese Erkenntnis unterstützt meine klare Haltung: Wir empfehlen, Digitalisierungsprojekte abseits der großen Archive und Bibliotheken besser direkt beim Dienstleister zu realisieren. Hilfsmittel sind teuer, vor allem in der ausreichenden Qualität. Diese alle permanent vorzuhalten, kann kleine Archive leicht überfordern. Wir mussten zudem in der Vergangenheit erkennen, dass hohe Erfahrungswerte im Umgang mit der Digitalisierung historischer Bestände direkte Auswirkungen auf das Ergebnis haben.“

Letztlich gilt, dass die Technik und die damit verbundenen Abläufe sich den zu digitalisierenden Vorlagen und nicht die Objekte den technischen Möglichkeiten anpassen müssen. Darüber hinaus kann ein Dienstleister bei drohenden Problemen oder Schäden Alternativen anbieten, beziehungsweise schonendere Verfahren vorschlagen.

Arbeitsplätze bei PictureSafe werden daher konsequent gestaltet. Unser Arbeitsplatz mit dem CopiBook Open-System A2-Scanner bietet den Scan-Kräften ideale Voraussetzungen zum Bearbeiten der Vorlagen. Der Scanner steht auf einem elektrisch höhenverstellbaren Tisch, der zentimetergenau nach ihren Wünschen angepasst werden kann. Auf dem Schreibtisch gibt es zudem eine große Ablagefläche für Vorlagen, Barcode-Pistole oder zum Beispiel Farb-Targets. Daneben finden sie  dort in einem Sichttafel-Ständer aktuelle Infos, Vorgaben zu Scan-Aufträgen oder Anweisungen. Und der Touchscreen zur Bedienung der Scan-Software kann durch die Fixierung an einem Monitorarm individuell nach den Wünschen der Scankräfte positioniert werden. Gleiches gilt für die Anpassung des ergonomischen Bürostuhls.

Jeder Bestand ist anders. Das Grundlagenpapier zur Digitalisierung für Archiv- und Bibliotheksgut

Jeder Bestand ist anders. Das Grundlagenpapier zur Digitalisierung für Archiv- und Bibliotheksgut

„Die Schaffung digitaler Nutzungs- und Zugangsformen ist kein Ersatz für den Erhalt und die Benutzbarkeit von Schriftgut in seiner Originalsubstanz, insbesondere wenn es sich um unikales Kulturgut handelt“ – so schön behördendeutsch klingt es im Grundlagenpapier „Archiv- und Bibliotheksgut schonend digitalisieren“. Verfasst wurde es von dem Bestandserhaltungsausschuss der Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Archivverwaltungen des Bundes und der Länder, der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag und last but not least der Kommission Bestandserhaltung des Deutschen Bibliotheksverbandes. Ein Papier, an dem man als Digitalisierungs-Dienstleister natürlich nicht vorbei kann.

Wie schon in unserem Bericht zum 7. Bibliothekskongress in Leipzig  angesprochen, nimmt die mengenhafte Digitalisierung von Schriftgut als Fachaufgabe eine immer wichtigere Stellung ein. Dem fachlich angemessenen und schonenden Umgang mit den Originalen gilt dabei der besondere Fokus  des Prozesses. Digitalisierungs-Experte Simon Schwinge kommentiert das so: „Jeder Bestand ist anders. Einen gängigen, universell einsetzbaren Arbeitsablauf gibt es einfach nicht. Daher stellen wir in enger Absprache mit jedem Kunden (dem dortigen Ansprechpartner, Restaurator oder Leiter der Werkstätten) einen individuell angepassten Workflow auf. Auch während des Digitalisierungsprozesses ist eine permanente Abstimmung von Nöten. Jeder zu öffnende Archivkarton, jede Transportkiste oder jedes in Folierung und Schuber verpackte Buch kann Stolpersteine in Form potentieller Schadquellen beinhalten.“

Besondere Anforderungen für den Umgang mit den Originalen ist Teil des Digitalisierungsprozess

Technik und Ergebnis müssen korrespondieren

Die Fachleute, die das Grundlagenpapier zur Digitalisierung erstellt haben, sind sich der angesprochenen Probleme sehr wohl bewusst – schreiben aber auch richtigerweise, dass Digitalisierungsprojekte nicht nur ein Risiko und eine Herausforderung für die Erhaltung von Beständen darstellen, sondern auch eine bedeutende Chance bedeuten. Hochwertige Digitalisate können vor allem auch als Schutzmedien eingesetzt werden, so dass die Benutzung gefährdeten Schriftguts im Original ausschließlich auf einen besonderen Bedarf eingeschränkt werden kann. Dies setze voraus, so die Autoren, dass zur Gewährleistung der hierfür unbedingt erforderlichen Bildwiedergabequalitäten (Auflösung, Farbmanagement etc.) konsequent entsprechende Anforderungen an die technischen Rahmenbedingungen bei der Digitalisierung gestellt werden.

Um zu vermeiden, dass Schriftgut in Archiven und Bibliotheken mehrfach digitalisiert werden muss, ist vor allem die langfristige Erhaltung und Zugänglichkeit der Digitalisate eine elementare Maßnahme zum Schutz der Originale. Und noch entscheidender: Sie bieten neue, komfortable und insbesondere ortsunabhängige Benutzungsmöglichkeiten. Allerdings gilt ebenso, dass sie Workflows beinhalten müssen, die für konservatorische Maßnahmen wie Verpackung oder Reinigung gleich mitgenutzt werden können.

Die Planung von Digitalisierungsvorhaben erfordert daher in der Regel lange Vorlaufzeiten. Die jeweils für die Bestandserhaltung zuständigen Fachabteilungen, Referate oder Personen sowie – wenn vorhanden – die hauseigenen Restaurierungswerkstätten sollten von Anfang an eingebunden werden und beim Gespräch mit einem externen Dienstleister mit am Tisch sitzen.

Was bei diesen Rahmenbedingungen für Anforderungen an die Arbeitsplätze herrschen und wie man diese erfolgreich einsetzen kann, werden wir im zweiten Teil unseres Beitrags zum Grundlagenpapier zu lesen sein.

Die digitale Wende: Metadaten und maßgeschneiderte Gesamt-Lösungen

Die digitale Wende: Metadaten und maßgeschneiderte Gesamt-Lösungen

Ohne Digitalisierung geht wirklich nichts mehr. Gerade für Bibliotheken ist es offenkundig unerlässlich sich dem Thema zu stellen und letztlich auch in vollem Umfang umzusetzen. Das wurde auf dem 7. Bibliothekskongress in Leipzig Mitte Mai 2019 mehr als deutlich.

Die Digitalisierung führt zu neuen Herausforderungen in vielen Arbeitsbereichen der wissenschaftlichen Bibliotheken, die sich unter anderem verstärkt mit Themen wie Big Data, (Online-)Publizieren, einer Vielzahl an Forschungsdaten und Open-Science auseinandersetzen müssen.

Ein zentraler Punkt ist die richtige und vollständige Datenstrukturierung, -beschreibung und -(wieder)auffindbarkeit. Datenbanksysteme können eben nicht isoliert dastehen, vor allem zählt dabei die Transparenz und mögliche Austauschbarkeit, wie sie die richtigen und vollständigen Metadaten von Digitalisaten ermöglichen.

Das wurde auch beim Besuch von PictureSafe in Leipzig mehr als deutlich. Simon Schwinge von den hannoverschen Digitalisierungs-Experten fasst das so zusammen: „Metadaten jedweder Art gewinnen zunehmend an Relevanz. Schließlich müssen die digital generierten Derivate ja durchsuchbar sein und bleiben.“ – und ergänzt: „Der Messebesuch hat offenbart, dass Digitalisierung im Bereich der Bibliotheken immer wichtiger wird. Damit einhergehend verändern sich zwangsläufig auch die Angebote der in diesem Bereich tätigen Dienstleister.“

Permanentes Lernen und Austausch stehen im Vordergrund

Wissenschaftliche Bibliotheken müssen sich im beständigen Wandlungsprozess stehend begreifen. Neue und sich permanent verändernde Anforderungen von Außen durch Nutzer aber auch gesellschaftliche wie technologische Veränderungen lassen ein „weiter-wie-bisher“ auf keinen Fall zu. Angebote und Dienstleistungen, Kooperationen und Partnerschaften zu Experten müssen sich zu einem guten Ganzen entwickeln, um der digitalen Wende sinnvoll und in die Zukunft schauend zu begegnen. Sprich, es muss sich eine Gesamt-Strategie daraus entwickeln.

Für die Bibliotheken bedeutet das, eine Art der Nachhaltigkeit anzustreben, die mehreren Eckpfeilern gerecht wird – gar eine Informations-Ethik zu schaffen, die die Öffentlichkeit genauso einschließt wie wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen. Stichworte sind Langzeitarchivierung, Publikation, Lizenzierung („Open Science“ / „Open Access“) und unter Umständen gar Suchmaschinen-Technologie und -Optimierung. Beschäftigte in Bibliotheken sind dann weit mehr als Archivare, müssen für sich und mit ihren Unternehmen ein neues Berufsbild schaffen, das eben stark durch die Anforderungen der Digitalisierung auf vielen Ebenen geprägt ist.

Zwischen Schonung und Ergebnis: Was gibt es für Hilfsmittel bei der Digitalisierung?

Zwischen Schonung und Ergebnis: Was gibt es für Hilfsmittel bei der Digitalisierung?

Digitalisierung gilt heutzutage als ein zentrales Instrument die Forschung. Die Nutzung von Quellen wird durch Digitalisierungsmaßnahmen dabei erheblich erleichtert – bei gleichzeitiger Schonung der kostbaren, bisweilen fragilen Originale.

Das ist auch der Fokus, wie ihn die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Bonn für die Branche formuliert: „Es gibt heute einen breiten Stand abgesicherter Kenntnisse zur Durchführung von Digitalisierungsprojekten, die freilich nicht mechanisch angewendet werden können: Was für die Digitalisierung von Handschriften des Mittelalters unverzichtbare konservatorische Sorgfalt ist, kann für die Bearbeitung von Massenverwaltungsschriftgut des späten 19. Jahrhunderts unnötig zeitraubend und überteuert sein. Unsere Empfehlungen gehen von der Vorstellung aus, dass die Digitalisierung für eine wissenschaftliche Informationseinrichtung des 21. Jahrhunderts eine normale Dienstleistung und kein ‚Elite-Merkmal’ darstellt.“

Digitalisierungsprojekte müssen also immer im Kontext der Bestanderhaltung gesehen werden. Daher gilt es für Archive (Auftraggeber) und Dienstleister einen Mittelweg zu finden, der:

  • Gute Ergebnisse und
  • die maximale Schonung des Archivgutes verspricht.

In den meisten Fällen spiegelt sich dieser Kompromiss in der Ausgestaltung des Workflows wider – und zeigt sich in der Auswahl der eingesetzten Scanner, des Fachpersonals und letztendlich auch der Hilfsmittel.

Erst prüfen – dann digitalisieren

Der eigentlichen Arbeit geht in jedem Fall eine ausführliche konservatorische Prüfung des Ausgangsmaterial voraus, um so verschiedene Kriterien zu hinterfragen und daraus feste Vorgaben zu definieren. Da spielen sowohl der Zustand der jeweiligen Archivalie – der Vorlage – eine Rolle, wie auch technische Probleme, die die Digitalisierung erschweren könnten. Dazu zählen unter anderem eine zu enge Bindung eines Buches, extreme Formate oder die nicht vorhandene Planlage der Vorlage. Bei der Planlage handelt es sich um so genannte „innere Verspannungen“ des Papiers. Dabei kann es sein, dass sich einzelne Seiten zum Bespiel rollen oder wölben.

Doch während ein zu eng gebundenes Buch fast zwangsläufig Informationsverlust bedeutet, kann bei mangelnder Planlage durchaus nachgeholfen werden. Je besser die Vorlage liegt, je besser kann fokussiert und abgebildet werden.

Doch während für das Scannen von Dia- und Negativfilmen aller Formate eine breite Palette von Haltern, Hilfsmitteln und sogar so genannte „Wet Mounting Kits“verfügbar sind (dabei geht es um das Fixieren von Negativen oder Dias mit Hilfe einer Flüssigkeit –  unter konservatorischen Gesichtspunkten aber höchst diskutabel), existieren im Bereich der Digitalisierung von Kulturgütern nur wenige.

Professionelle Digitalisierung in Hannover: Münchner Finger als Hilfsmittel

Hilfsmittel für Objekte und Einzelstücke

Bei der Digitalisierung von Archivalien unterscheidet man grob zwischen Einzelstücken wie Plänen, Urkunden, Plakaten und Bildern und formierten Objekten (also mehrere physisch miteinander verbundene Einheiten wie Bücher, Akten, Alben).

Je nach Ausprägung stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung:

  • Formierte Objekte:
    An erster Stelle steht oft die Glasplatte – von vielen Dienstleistern geliebt (weil schnell und unkompliziert), von Konservatoren und Restauratoren jedoch gefürchtet (weil gefährlich für die Archivalien).
    Dazu gibt es für Bücher noch den Münchner Finger (oder auch Plexiglasfinger), mit dem eine Fixierung von Seiten durch Niederdrücken möglich wird. Auch wenn er natürlich „dezent“ ist, ist er jedoch auf jedem Scan sichtbar.
  • Einzelstücke:
    Für Pläne gibt es die Ansaugplatte. Dabei handelt es sich um eine großformatige Platte, die Unterdruck erzeugt und damit welliges Papier ansaugt.
    Für Urkunden werden meist leistungsstarke und kleine Magneten benutzt, mit denen man eine wellige Vorlage in allen vier Ecken fixiert.